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Umfrage: 89% der EDEKA-Kunden sind der Meinung, dass Supermärkte keine Geschäfte mit Abholzern machen sollten
Umfrage: 89% der EDEKA-Kunden sind der Meinung, dass Supermärkte keine Geschäfte mit Abholzern machen sollten
Die Besorgnis der Verbraucher ist groß, da neue Daten zeigen, dass die Abholzung von Wäldern in Verbindung mit Supermarktfleisch zunimmt
Die NGO Mighty Earth drängt EDEKA, die Beziehungen zu Lieferanten, die die Zerstörung von Brasiliens Amazonas und Cerrado vorantreiben, aufzukündigen.
Eine überwältigende Mehrheit der Kunden von EDEKA in Deutschland (89 %) ist der Meinung, dass Supermärkte keine Geschäfte mit den Unternehmen, die die Zerstörung der Wälder in Brasilien vorantreiben, tätigen sollten, wie eine neue YouGov-Umfrage im Auftrag von Mighty Earth zeigt [1]. Dennoch bezieht der Supermarktriese weiterhin Güter von den Unternehmen, die am stärksten für die Abholzung der Wälder verantwortlich sind, wie beispielsweise JBS, einem der weltweit größten Rindfleischunternehmen, sowie Cargill und Bunge, den beiden größten Sojahändlern der Welt.
Neue, heute vom Mighty Earth’s Soy and Cattle Deforestation Tracker publizierte Daten, zeigen, dass in den Lieferketten dieser Sojahändler und Fleischverpacker im vergangenen Jahr doppelt so viel Wald abgeholzt wurde wie im Vorjahr [2].
Das Gutachten schließt den Zeitraum von März 2019 bis März 2021 ein und zeigt, dass die beiden größten europäischen Importeure von Soja, nämlich die Unternehmen Bunge und Cargill, die am schlechtesten abschneidenden Sojahändler sind. Cargill steht mit mehr als 66.000 Hektar Rodung – einer Fläche sechsmal so groß wie Paris – in Verbindung, während Bunge mit fast 60.000 Hektar Abholzung in Verbindung steht.
Doch trotz dieser Abholzungsspirale hat nur in einem einzigen Fall – von 235 Fällen, die vom Mighty Earth’s Deforestation Tracker erfasst und gemeldet wurden – ein Unternehmen die Verbindung zu einem Lieferanten, der nachweislich Land gerodet hat, aufgekündigt.
Der Verschlechterungstrend bei der Abholzung, der von Soja- und Fleischhändlern vorangetrieben wird, korreliert mit dem allgemeinen Anstieg des Waldschwunds in Brasilien. Im vergangenen Jahr war die Abholzung in Brasilien den Daten der University of Maryland und der digitalen Überwachungsplattform Global Forest Watch zufolge größer als in den nachfolgenden sechs Ländern zusammen [3].
Die industrielle Fleischproduktion beinhaltet die Abholzung von Wäldern, um Rinder zu züchten und Soja als Futter für Hühner, Schweine und Milchkühe anzubauen. Soja und Rindfleisch waren von 2005 bis 2017 zwei der drei in die EU importierten Güter, die die meiste Abholzung verursachten.
Martin Caldwell, der deutsche Direktor von Mighty Earth, sagt: „Die Waldzerstörung in Brasilien, angetrieben durch das Supermarktfleisch, wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Dies beschleunigt den Klimawandel und vernichtet die Heimat des Jaguars. Außerdem sagen die Kunden von EDEKA es ganz deutlich – sie fordern von ihrem Supermarkt, keine Geschäfte mehr mit den Unternehmen zu machen, die an dieser Zerstörung beteiligt sind. Es wird höchste Zeit, dass EDEKA auf seine Kunden hört und mit den am schlechtesten abschneidenden Unternehmen, die die Zerstörung der brasilianischen Wälder vorantreiben – JBS, Cargill and Bunge – nicht mehr zusammenarbeitet.“
EDEKA ist Deutschlands größte Supermarktgruppe mit einem Marktanteil von 24 % und mehr als 4300 Filialen. EDEKA bewirbt sein Nachhaltigkeitskonzept mit der aktuellen TV-Werbekampagne „Wir & Jetzt für mehr Nachhaltigkeit” – ebenso online und in den Geschäften. [4]
EDEKA hat sich ausdrücklich verpflichtet, die Abholzung von Wäldern in all seinen Lieferketten zu unterbinden. Im Nachhaltigkeitsbericht von EDEKA aus dem Jahr 2019 gibt das Unternehmen zu, dass es nur wenig Fortschritte bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit seiner Lieferketten im Hinblick auf Fleisch aus Sojafütterung gemacht hat. [5] Allerdings hat es sich noch nicht dazu verpflichtet, die schlechtesten Sojahändler, Cargill und Bunge, auszuschließen, und somit versäumt, Veränderungen vor Ort voranzutreiben. [6]
Laut der YouGov-Umfrage glauben fast zwei Drittel der deutschen Käufer nicht, dass sich die Supermärkte mit der Abholzung von Wäldern befassen.
Auch andere Supermärkte in Deutschland, darunter die Rewe-Gruppe, Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Kaufland und Metro, sind schuld am Verkauf des Industriefleisches, das die Abholzung der Wälder vorantreibt. Aber als größter deutscher Einzelhändler und angesichts der Dringlichkeit des Klimanotstands muss EDEKA eine Vorreiterrolle übernehmen, sagt Mighty Earth.
Martin Caldwell fügt hinzu: „Es ist jetzt an der Zeit, den Wandel in Brasilien voranzutreiben. EDEKA muss nun den Worten Taten folgen lassen und die Bezugsquellen für Soja weg von den schlimmsten Unternehmen, die die Abholzung vorantreiben, hin zu sauberen Lieferanten verlagern.“
Die Landwirtschaft ist weltweit der Hauptverursacher der Abholzung von Wäldern. 80 % des globalen Waldverlustes ist der Umwandlung von Wäldern in Ackerland zur Produktion von Agrarrohstoffen wie Rindfleisch, Soja und Palmöl zuzuschreiben [7].
Hinweise für die Redaktion:
[1] Ergebnisse der YouGov-Umfrage:
- Die Deutschen fordern Fleisch, das frei von Abholzung ist, und sind bereit, auf nachhaltigere Marken umzusteigen
- Mehr als zwei Drittel (68 %) der Deutschen und 70 % der Kunden von EDEKA (80 %) würden beim nächsten Besuch im Supermarkt wahrscheinlich Fleisch kaufen, das frei von Abholzung ist, wenn es angeboten würde.
- Fast zwei Drittel (62 % von allen – 66 % der Kunden von EDEKA) würden zu einem anderen Supermarkt wechseln, wenn dieser die Kunden stärker vor dem Konsum von „abholzendem“ Hühner- und Schweinefleisch schützen würde.
- Mangelndes Vertrauen in Supermärkte, wenn es um die Abholzung von Wäldern geht
- 60 % der Deutschen bringen ihrem Supermarkt kein Vertrauen in den Umgang mit Abholzung entgegen – bei den Kunden von EDEKA sind es sogar 63 %.
- 79 % sind der Meinung, dass die Supermärkte verpflichtet sind, etwas gegen die Abholzung zu tun.
- Die Ablehnung von Supermärkten, die mit Unternehmen Geschäfte machen, die die Zerstörung der Wälder in Brasilien vorantreiben, ist überwältigend
- Neun von zehn Personen (87 % von allen und 89 % der Kunden von EDEKA) sagten, dass Supermärkte mit den Unternehmen, die die Zerstörung der Wälder in Brasilien vorantreiben, keine Geschäfte machen sollten.
- 75 % der Deutschen denken, dass Regierungen Supermärkte dazu verpflichten sollten, gegen die Abholzung vorzugehen.
- 66 % der Deutschen würden eine Änderung ihrer Ernährung in Erwägung ziehen, wenn sie wüssten, dass die Fleischproduktion die Abholzung der Wälder vorantreibt.
Die Stichprobe umfasste insgesamt 2034 Erwachsene. Die Feldforschung wurde zwischen dem 5. und 9. März 2021 durchgeführt.
Die Befragung wurde online durchgeführt. Die Zahlen wurden gewichtet und sind repräsentativ für alle deutschen Erwachsenen (18 Jahre und älter).
[2] Jeden Monat nutzen Mighty Earth und die Forschungsorganisation Aidenvironment satellitengestützte Abholzungswarnungen von brasilianischen Regierungsbehörden, Grundstücksbilder, Untersuchungen der Teams vor Ort und die Zusammenarbeit mit den Unternehmen, um die Verbindungen zwischen Sojahändlern, Rindfleischverarbeitern und der Waldzerstörung in Brasilien herzustellen. Mighty Earth’s Soy & Cattle Deforestation Tracker stellt eine Verbindung zwischen Fällen von großflächiger Landrodung im Amazonasgebiet und Cerrado und Sojahändlern und Fleischverpackern her. Er erfasst nicht die gesamte Entwaldung in Brasilien, die um ein Vielfaches größer ist. Der komplette Datensatz und die Methodik sind unter https://www.mightyearth.org/soy-and-cattle-tracker/ verfügbar.
[3] Globale Abholzungsraten und -statistiken nach Land | GFW (globalforestwatch.org). Der brasilianischen Raumfahrtbehörde (INPE) zufolge ist die Abholzung des Regenwalds im Amazonasgebiet auf ein Zwölfjahreshoch angestiegen.
[4] EDEKAs TV-Werbung „Wir und Jetzt für mehr Nachhaltigkeit“.
[5] EDEKAs Nachhaltigkeitsbericht 2019. https://verbund.edeka/verbund/verantwortung/ökologisches-engagement/wwf/edeka_wwf-fortschrittsbericht-2019.pdf
[6] Laut der heutigen Veröffentlichung vom Mighty Earth’s Soy and Cattle Deforestation Tracker sind Bunge und Cargill die schlechtesten Sojahändler, obwohl sie in ihren jüngsten Nachhaltigkeitsberichten ihre nahezu abholzungsfreien Lieferketten rühmen. Cargill wird für mehr als 66.000 Hektar Abholzung verantwortlich gemacht – das ist der höchste Wert von allen Sojahändlern. Unterdessen steht Bunge in Verbindung mit fast 60.000 Hektar Abholzung – davon mehr als ein Drittel in Naturschutzgebieten. Erfahren Sie mehr auf https://www.mightyearth.org/soy-and-cattle-tracker/
Vorgeschlagenes Deutsches Lieferkettengesetz
Made in Germany bedeutet immer noch Umweltzerstörung und Abholzung von Wäldern
Nach monatelangen Gesprächen enthält das am 13. Februar verkündete Kompromiss-Gesetz keine strengen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Umweltauswirkungen wie Abholzung oder Zerstörung von bedrohten Lebensräumen für Wildtiere. Es gilt nur für Berlin – Die deutsche Regierung hat sich auf einen Kompromissvorschlag geeinigt, der große deutsche Firmen dazu zwingen soll, ihre Lieferketten zu untersuchen, um sicherzustellen, dass sie weltweit keine Menschenrechte verletzen.
Der Kompromissvorschlag gilt nur für die allergrößten deutschen Firmen und enthält keine harten Durchsetzungsbestimmungen.
Mighty Earth teilt die Meinung vieler deutscher Umwelt-NGOs, dass das vorgeschlagene Gesetz schwach und zutiefst enttäuschend ist.
Das Kompromiss-Gesetz wird:
- nur Menschenrechtsverletzungen abdecken,
- Abholzung, Zerstörung von Lebensräumen oder Umweltschäden nicht einbeziehen,
- für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern gelten,
- nur direkte Zulieferer abdecken und nicht die gesamte Lieferkette,
- nur über Verwaltungsstrafen durchsetzbar sein und die Möglichkeit ausschließen, dass Unternehmen zivil- oder strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden,
- Finanzinstitute ausschließen, die Investitionen für Unternehmen tätigen, die Menschenrechtsverletzungen oder die Zerstörung von Ökosystemen begehen,
- nur die Bundesregierung kann Verfahren wegen Gesetzesverstößen einleiten.
Martin Caldwell, Senior Advisor bei Mighty Earth, sagt: "Die deutsche Regierung hat den Interessen einer kleinen Anzahl von Unternehmen nachgegeben, die den Profit über die Menschen und den Planeten stellen, indem sie es versäumt hat, die Säuberung der deutschen industriellen Lieferketten anzuordnen.
Bedauerlicherweise bedeutet dies, dass 'Made in Germany' weiterhin mit Umweltzerstörung auf der ganzen Welt in Verbindung gebracht werden wird. Das sind schlechte Nachrichten für deutsche Verbraucher, die von ihrer Regierung erwarten, sie vor dem Risiko zu schützen, Produkte zu kaufen, die mit importierter Abholzung in Verbindung stehen."
Mighty Earth wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass Deutschland und der Rest der EU strenge Gesetze zur Sorgfaltspflicht verabschieden.
Studie: Europäische Supermarktketten treiben die Zerstörung des Amazonas-Regenwalds voran
Europäische Supermarktkonzerne wie Metro, Ahold Delhaize, Casino und andere wurden mit der Umweltzerstörung und der klimaverändernden Abholzung von Wäldern in Südamerika in Verbindung gebracht. Eine kürzlich in der Zeitschrift Science veröffentlichte und begutachtete Analyse zeigt, dass ein Fünftel der brasilianischen Sojaexporte in die EU mit illegaler Abholzung in Verbindung gebracht werden könnte. Alex Armstrong, der Senior Director von Mighty Earth, veröffentlichte daraufhin die folgende Erklärung:
„Eine vor kurzem in Science durchgeführte Studie zeigt deutlich, dass Supermärkte und andere Lebensmittelanbieter in Europa die ökologische Zerstörung Lateinamerikas, vom amazonischen Regenwald bis zum Cerrado, vorantreiben. Allein 22 Prozent des von Brasilien nach Europa exportierten Sojas sind das Ergebnis illegaler Abholzung, wobei noch größere Mengen von legal gerodeten Flächen stammen.
„Allerdings ist aufschlussreich, dass der Großteil der Zerstörung von einigen wenigen Akteuren verursacht wird. Die Forscher fanden heraus, dass nur zwei Prozent der Landwirtschaftsbetriebe für satte 62 Prozent der Entwaldung verantwortlich waren. Das bedeutet, dass die europäischen Supermärkte in der Verantwortung stehen, den Einkauf bei diesen schuldigen Unternehmen zu stoppen.
„Einer dieser Brennpunkte ist die Gemeinde Formosa do Rio Preto, die laut Trase das von den nach Europa exportierenden Gebieten das mit dem größten Entwaldungsrisiko ist. Über fünfzig Prozent der Exporte aus diesem Gebiet gehen allein auf das Konto von Bunge, während Frankreich und Deutschland fast ein Drittel des Marktes für diese risikoreiche Sojabohne abdecken.
„Ahold Delhaize, Casino, Metro und andere müssen die Verträge mit den Unternehmen, welche die Zerstörung des Amazonas-Regenwalds vorantreiben, sofort kündigen oder neu verhandeln.“
Neue Untersuchungen ergaben, dass die deutsche Fleischindustrie für riesige Entwaldungen, Brände sowie Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung verantwortlich ist
Neue Untersuchungen ergaben, dass die deutsche Fleischindustrie für riesige Entwaldungen, Brände sowie Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung verantwortlich ist
Eine neue Untersuchung durch Mighty Earth, Rainforest Foundation Norway und Fern deckt Abholzungen, Brände und Menschenrechtsverletzungen im großen Stil im Gran Chaco in Argentinien und Paraguay auf, die in Verbindung mit der weltweiten Fleischindustrie stehen. Die Ergebnisse sind in dem heute veröffentlichten Bericht „Die vermeidbare Krise“ dokumentiert, der aufdeckt, wie große Fleisch- und Sojaunternehmen unnötigerweise extensive Abholzungen für Soja vorantreiben, das dann für die Viehzucht um die ganze Welt transportiert wird.
Deutschland importiert den größten Teil dieses Sojas aus Lateinamerika. Im Jahre 2016 waren dies rund 2,9 Millionen Tonnen Soja und Sojaprodukte. Dieses Soja gelangt zu Nahrungsmittel- und Fleischverarbeitern und wird für die Aufzucht von Hühnern, Schweinen und Rinder bzw. für die Herstellung von Eiern und Milchprodukten eingesetzt, die in vielen deutschen Supermärkten und Restaurants verkauft werden. Unternehmen wie Edeka, Aldi und Metro sind dafür verantwortlich, ihren Kunden zu garantieren, dass sie keine Fleisch- oder Milchprodukte verkaufen, die mit diesem Soja hergestellt wurden.
Unsere Untersuchungen fanden Verbindungen zu den amerikanischen Agrarkonzernen Cargill und Bunge, zwei der vorrangigen Unternehmen, die viele dieser gefährlichen Praktiken vorantreiben. Diese Unternehmen importieren große Menge Soja nach Europa. Wir haben bereits in einer früheren Untersuchung dokumentiert, dass Cargill und Bunge die massive Abholzung für Soja im brasilianischen Cerrado und im bolivianischen Amazonasbecken forciert haben. Diese Unternehmen haben sich Bemühungen widersetzt, die Produktion ohne Abholzungen auszuweiten.
Untersuchung
Für die Untersuchung verwendeten die Forscher Satelliten-Kartierung, um Gebiete fortschreitender schneller Entwaldung zu erkennen; sie fanden große Gebiete im Gran-Chaco-Biom, die für die Sojaproduktion gerodet und abgebrannt wurden. Der Gran Chaco ist ein außergewöhnliches Ökosystem mit hoher Artenvielfalt, das einheimischen Arten wie dem Jaguar, dem Kleinen Borstengürteltier und dem großen Ameisenbär sowie indigenen Gemeinschaften wie Ayoreo, Chamacoco, Enxet, Guarayo und vielen anderen eine Heimat bietet.
Das Feldforscherteam besuchte zwanzig Standorte im Chaco, an denen derzeit eine Abholzung für Soja stattfindet. Mit Luftdrohnen sowie durch Interviews vor Ort mit Farmern und Mitgliedern der örtlichen Gemeinden dokumentierte das Team die Zerstörung. Das Team stieß auf massive Sojaplantagen, Brände zum Einebnen natürlicher Waldflächen und Vegetationen sowie auf niedergebrannte und gerodete Lebensräume. Hier finden Sie Fotos und Videos aus der Untersuchung (alle Fotos dürfen heruntergeladen und verwendet werden).
„Der Grad der Zerstörung war unfassbar. Wir haben Planierraupen in Aktion dokumentiert, die große Gebiete intakter Waldflächen und Graslandschaften roden, sowie riesige Brände, die mit ihrem Rauch die Luft schwängern”, erklärte Anahita Yousefi, die Strategie-Direktorin bei Mighty Earth. „Auch wenn der Gran Chaco immer schon weniger Aufmerksamkeit als andere Biome wie der brasilianische Amazonas erhalten hat, so stellt er doch ein Ökosystem von großer Bedeutung dar und es gibt keinen Grund, ihn zu zerstören.“
Mittelsmänner im Verborgenen
Die Untersuchung fand heraus, dass die amerikanischen Agrarkonzerne Cargill und Bunge, die beiden Unternehmen, die, wie wir in einer früheren Untersuchung dokumentiert haben, massive Abholzungen für Soja im brasilianischen Cerrado und im bolivianischen Amazonasbecken vorangetrieben haben, ebenfalls zu den wichtigsten Käufern dieses Sojas gehören.
Sowohl Cargill als auch Bunge verfügen über öffentliche Nachhaltigkeitsstrategien, aber als wir sie mit den Ergebnissen unseres Berichts konfrontierten, konnten sie uns keine Angaben zum Grad der Rückverfolgbarkeit in ihrer Lieferkette machen.<0} Ohne ausreichende Rückverfolgbarkeit jedoch können diese Unternehmen gar nicht den wahren Ursprung des von ihnen gekauften Sojas kennen. Cargill und Bunge haben es versäumt, sinnvolle Mechanismen zur Sicherstellung einzusetzen, dass sie keine schädlichen Praktiken fördern.
„Solange die Sojahändler nicht sofort Maßnahmen zur Beendigung der Abholzung einleiten, wird es in der Verantwortung der Unternehmen in der Fleischindustrie, bei den Einzelhändlern und Investoren liegen, von den Sojahändlern Garantien zu verlangen, dass das Soja aus abholzungsfreier Produktion stammt. Investoren wie der norwegische Pension Fund Global sollten energische Maßnahmen gegen das Portfolio-Unternehmen Bunge einleiten, da dieses es mehrmals unterlassen hat, sich gegen die Abholzung zu wenden“, erklärt die Strategieberaterin Ida Breckan Claudi von der norwegischen Rainforest Foundation.
Menschliche Auswirkung
Neben der Umweltzerstörung sah das Team erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und soziale Konflikte durch diese industrielle Sojaproduktion. Zahlreichen in der Nähe dieser Plantagen lebenden Gemeinschaften, einschließlich indigener Völker, die vollständig vom Wald abhängen, wurde ihr Land durch neue Sojaplantagen entzogen und in vielen Fällen wurden sie von dem Land vertrieben, auf dem ihre Familien seit Generationen lebten. Außerdem haben diese Gemeinschaften stark zunehmende Gesundheitsprobleme in der Bevölkerung erfahren, wie Krebs, Geburtsfehler, Fehlgeburten und andere Krankheiten, die mit den starken Pestiziden und Herbiziden wie Glyphosat zusammenhängen; diese Mittel kommen beim Sojaanbau zur Anwendung und werden oftmals mit Flugzeugen direkt über den Köpfen der Bewohner versprüht.
„Die EU ist ein führender Importeur von Waren, die auf dem illegal gerodeten Land angebaut wurden. Dies ist katastrophal für die Waldgebiete, die Menschen und das Klima. Der heftige Einsatz von Pestiziden bei der Herstellung dieser Waren schädigt auch die Gesundheit der Völker ernsthaft. Die EU hat ihre Importe von Holz und Fisch aus illegalen Quellen reguliert. Es ist an der Zeit, dass die EU ebenso Waldrisikorohstoffe reguliert, so dass sie frei von Entwaldung, Landraub und anderen Menschenrechtsverletzungen sind.“, erklärte Nicole Polsterer, die Fern-Aktivistin für nachhaltigen Konsum.
Eine bewährte Alternative
Letztendlich ist die Zerstörung im Gran Chaco in Argentinien und Paraguay völlig vermeidbar. Es gibt über 650 Millionen Hektar bereits gerodetes Land allein in Lateinamerika, auf dem die Landwirtschaft sich ausbreiten könnte, ohne native Ökosysteme zu bedrohen. In Brasilien hat die Sojaindustrie, einschließlich Cargill und Bunge, vor mehr als zehn Jahren das brasilianische Soja-Moratorium vereinbart. Dieses System verlagert neue Produktionen auf bereits gerodetes Land und es war extrem erfolgreich, da fast die gesamte Abholzung für Soja im brasilianischen Amazonasgebiet gestoppt wurde. Leider ist diese Initiative nur auf das brasilianische Amazonasgebiet begrenzt, so dass die großflächige Abholzung in Argentinien, Paraguay, Bolivien und im brasilianischen Cerrado weitergehen kann.
„Auf der Grundlage der Antworten seitens der deutschen Unternehmen mit Soja in ihren Lieferketten geht eindeutig hervor, dass es kein ausreichendes System für Unternehmen gibt, damit sie den Ursprung des von ihnen verwendeten Sojas erkennen oder feststellen können, ob ihre Produkte zur Umweltzerstörung beitragen“, sagte Tina Lutz, Referentin Tropenwald
bei Robin Wood. „Die Industrie muss ein starkes System für die Rückverfolgbarkeit umsetzen, damit die Unternehmen sich darauf verlassen können, dass das von ihnen gekaufte Soja nicht zur Zerstörung von Waldflächen oder zu Menschenrechtsverletzungen geführt hat.“
Mighty Earth, RFN, Fern und eine Koalition weiterer Organisationen fordern Sojaunternehmen auf, diese erfolgreiche Beendigung der Entwaldung sofort auf andere Soja-Anbaugebiete in Lateinamerika, einschließlich des Gran Chaco sowie des bolivianischen Amazonasgebiet und des brasilianischen Cerrado, auszuweiten.